Der Mittagsschlaf
Diese Geschichte vom „Mittagsschlaf“ ereignete sich an einem ganz normalen Tag. Die Kinder kamen von der Schule nach Hause und wir aßen gemeinsam zu Mittag. Sie erzählten mir von ihren Lehrern, Freunden und was sie alles am Vormittag erlebt hatten. Nach dem Essen brachten wir Esstisch und Küche wieder auf Vordermann und meine Töchter verzogen sich in ihre Zimmer.
Wenn ich es irgendwie einrichten kann, lege ich mich gerne zu einem Mittagsschläfchen auf die Couch im Wohnzimmer. Unter einer Sofadecke, warm und behaglich zugedeckt, höre ich dann dem beruhigenden Gurgeln der Spülmaschine zu und freue mich in dieser Gemütlichkeit einzuschlafen. Die Zeit scheint beim Mittagsschlaf einen Moment still zu stehen und man kann nach all dem geschäftigen Umtrieb ein wenig ruhen.
Ich weiß noch ganz genau, als ich schon halb eingeschlafen war, war da dieser Geruch. Ich wollte ihn erst ignorieren, sehnte ich mich doch endlich in den süßen Schlaf zu versinken. In meinem Dämmerzustand wurde mir allmählich klar, dass dieser Geruch zu einem langjährigen Freund aus München gehörte. Eine Mischung aus seinem typischen Herrenparfum und ihm.
Ich wollte einfach einschlafen und meinen Mittagsschlaf genießen, doch dann wurde der Geruch immer stärker und ich war schlagartig hellwach. Ich ging zu meinen Töchtern, um zu schauen, ob eine der beiden vielleicht mit Herrendüften hantiert. Sie kamen mit ins Wohnzimmer und versuchten den Geruch auch wahrzunehmen, aber sie rochen nichts.
Der Geruch war für mich so eindeutig, als stünde der Freund neben mir. Ich bin ein lösungsorientierter Mensch und rief ihn sofort in seinem Geschäft an. „Was ist denn los?“, fragte ich ihn, „Du stehst mitten in einer Art Parfumwolke in meinem Wohnzimmer!“ Er antwortete, heute sei sein schwärzester Tag gewesen und es gehe ihm so schlecht, dass er von sich aus niemanden hätte anrufen können. Er erzählte mir seine , für ihn augenblicklich ausweglose Situation. Im Nachhinein schrieb er mir einen wundervollen Brief, dass mein Anruf ihn vor einer Dummheit bewahrt hat. Er war sehr gerührt darüber, dass es offensichtlich Dinge zwischen Himmel und Erde und zwischen Freunden gibt, die wir nicht immer in Worte fassen können.
Foto: © marklph/sxc.hu
Dieser Bericht hat mich sehr berührt. Auch ich hatte schon Gerüche wahrgenommen, sie stammen allerdings von meinem, vor langer Zeit verstorbenem, Vater. Aber auch mich hat es nicht ruhen lassen, bis ich dann erfuhr, dass ich brennende Kerzen aufstellen soll, damit diese „Erscheinung“ zur Ruhe kommen kann. Was ich dann tat. Seitdem brennen immer wieder Kerzen in unserem Haushalt – und es tut einfach nur gut.
Vielen Dank für deine wunderbare Website.
Weiter so.
Alles Liebe
I.