Der Großvater
Eine ganz andere Begegnung mit der Welt zwischen Himmel und Erde war mit meinem Großvater.
Er war der zweite Mann meiner Großmutter und wir wurden nie wirklich ganz warm miteinander. Er war eine imposante Erscheinung und ich vergesse nie seine kristallblauen Augen und seinen kühlen Blick. Er besaß ein Flugzeug und fuhr immer schicke Autos. In seine Villa in Fuengirola in Spanien durften wir als Kinder in den Sommerferien immer mit. Dafür bin ich ihm heute noch sehr dankbar, denn über all die Jahre hatte ich viele Freunde dort gefunden und nach Ankunft auf dem Flughafen in Malaga hatte ich jedes Mal das Gefühl: „Jetzt bin ich wieder zu Hause“.
Ungefähr ein 3/4 Jahr nach der Geburt meiner ersten Tochter ist er dann mit über 80 Jahren gestorben. Jahre später – da war schon meine zweite Tochter geboren, aber noch klein – ereignete sich Folgendes:
Die Kinder waren zu Ostern bei Ihren Großeltern in Hamburg und ich wollte nur schlafen. Die Nächte mit zwei kleinen Kindern sind ja oft sehr turbulent.
In der Nacht von Ostersamstag auf Ostersonntag hatte ich einen ganz klaren Traum. Er war anders als sonst. Er war so real und ich wusste im Traum, dass ich träume.
Mein Opa saß mit meiner jüngsten Tochter in einem aufblasbaren, bunten Plastik-Kinderpool unten in meinem linken Kellerraum. Mein erster Impuls war, dass mein Kind sich erkältet und deshalb habe ich sie herausgeholt und in so ein gelbes Kapuzenhandtuch für Babys gepackt.
Ich überlegte, als wäre ich wach, dass man den Opa da unten ja nicht sitzen lassen kann und bin wieder zu ihm.
Dann erkannte ich, dass das Wasser im Pool aus seinen Augen als Tränen kam, als würde er in seiner Traurigkeit baden. Ich sprach ihn an und sagte, er soll mit mir mitkommen.
„Nein“, hat er geantwortet, er geht nicht mit.
Ich weiß nicht, wie ich auf diese Frage kam, sie war einfach da: „Opa, was brauchst du denn, damit du mit mir mitkommst?“ Wie aus der Pistole geschossen erwiderte er, er möchte mit der Oma und meiner Schwester auf dem Sofa sitzen.
Und plötzlich saßen die 3 auf einem roten Sofa und unterhielten sich ganz innig in einem Wohnzimmer, welches ich nie zuvor gesehen hatte. Ich stand abseits in einem Türrahmen und als ich hinausblickte, war um uns herum nur blauer Himmel und Wolken. Mich durchzuckte sofort die Frage, ob die geistigen Welten wissen, dass ich noch lebe, ich habe doch Kinder.
Wie ich auf die nächste Fragen kam, weiß ich auch nicht: „Opa wir müssen jetzt weiter, kommst du?“ Seine Antwort war „Nein“.
Wie aus dem Nichts gezaubert, stand auf einmal sein rot-silbernes Flugzeug vor der Tür. Ich höre mich heute noch sagen: „Opa, der Tower hat dir Starterlaubnis gegeben“, und so verabschiedete er sich von den anderen Beiden.
In der selben Sekunde saßen wir auch schon in seinem Flieger, mit mir auf dem Pilotensitz und verließen die Oma und meine Schwester.
Wieder dachte ich: „Hoffentlich wissen die, dass ich noch nicht tot bin, ich kann doch gar nicht fliegen“, und das Flugzeug erhob sich senkrecht in den Himmel.
„Haben die keine ordentliche Startbahn?“, dieser Gedanke war auch da.
Dann war das Flugzeug plötzlich weg und wir standen auf einer dicken, weißen Wolke. Mir war wirklich sehr mulmig.
Vor uns erschien auf einmal, aus Wolken geformt, ein wirklich rieeesen großer Engel.
Der Engel hatte doppelte, also auf jeder Seite 2, aufgespannte, mächtige, prächtige Flügel und darüber war ein ebenfalls riesiger, schillernder Regenbogen, von einem Ende der Flügel zum anderen. Es war ein unbeschreiblich schöner Anblick.
Er kam auf uns zu und umschloss uns mit seinen Flügeln. Mein Opa schaute mich an und sagte: „Richte der Oma aus, dass ich sie immer geliebt habe“, und der Engel nahm ihn mit sich.
Dann fand ich mich wach in meinem Bett wieder, weil das Telefon klingelte. Es war 9 Uhr am Morgen und meine Oma war in der Leitung. Noch unter all diesen Eindrücken stehend, sagte ich ihr: „Oma, der Opa hat gesagt, dass er dich immer geliebt hat.“ Verdutzt fragte sie mich, ob ich irgendwelche Drogen genommen hätte (was ich im Übrigen nie getan habe).
Am Nachmittag des selben Tages fuhr ich zu ihr und erzählte ihr meine Geschichte. Trotz anfänglicher Skepsis hat sie mein Traum in ihrem Herzen erreicht und sie war sehr berührt. Wir verbrachten den Rest des Tages in einer wundervollen und friedlichen Stimmung.
Fotos: © sxc.hu/haloocyn, sxc.hu/kiamedia